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Samstag, 19. Mai 2012

bauen - in stein gehauene herrschaft. ein nachtrag zum stadtrundgang mit gramsci

wer am CKM12/2 (Hegemonie und Gegenhegemonie) dabei war, interessiert sich vielleicht für diese beiden artikel, das buch, die ausstellung:

Zurück zur alten Grösse / Harald Bodenschatz' monumentale Studie über die neue Stadt im faschistischen Italien (15. Mai 2012, NZZ)
    und
Wohnen zwischen gebauter und gelebter Norm / Ausstellung der ETH Zürich in der Webermühle in Neuenhof zeigt Erfolg und Schattenseite der Göhner-Siedlungen (16. Mai 2012, NZZ)

roman hollenstein rezensiert im ersten artikel bodenschatz' werk über den städtebau für mussolini und weist dabei auf sinn und zweck faschistisch-herrscahftlicher zerstörung und neu schaffung im städtebau in italien und seinen damaligen kolonien hin (mit einem kurzen link nach lugano). einige der schauplätze können dank streetview von google besucht und in ihrem heutigen zustand betrachtet werden. beklemmend. und ja, beim suchen nach 'foro mussolini' heute natürlich 'foro italico' eingeben... ergänzend ein hinweis auf eine weitere lesenswerte rezension des buchs auf welt online:

Siedlung Sunnebüel, Volketswil (Quelle: ETH Bibliothek) 
versteht sich, dass zurichtung durch gebaute gewalt nicht nur in zeiten kapitalistischer krisenintervention stattfindet. herzogs artikel über die ausstellung des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur gta zu den göhner-siedlungen apostrophiert das mit den netten euphemismus 'schattenseiten'. ja, plattensiedlungen gab es nicht nur in berlin marzahn... so aber, wie gta auf der homepage für die ausstellung wirbt, scheint man vor allem auf der erscheinungsebene zu verharren. ein beispiel: der angekündigte "Drohnenflug durch die Webermühle: Der Blick von oben - In Zusammenarbeit mit der Professur für Landschaftsarchitektur Christophe Girot, ETH Zürich, Mittwoch, 23. Mai 2012, 14.00 Uhr" mag zwar spektakulär werden (gar als ergänzung zum CKM12/1 Raum- und Crowd-Kontrolle), dient aber nicht dem verständnis der auswirkung dieser form gebauter zurichtung von individuum und  gesellschaft: atomisierung, konservierung der klein(st)familie, zersiedelung, politische effekte der komponierten ansiedlung bestimmter schichten - um nur einige aspekte zu nennen. 

Sonntag, 6. Mai 2012

gramsci - seit 75 jahren tot? chabis!

am 27.4.37, also vor 75 jahren, starb antonio gramsci, kurz nach seiner entlassung aus den kerkern der italienischen faschisten. mussolini selber sagte "Wir müssen dieses Hirn 20 Jahre am Denken hindern". das schffte er und seine schergen nicht. zum glück. gramsci ist noch heute lesenswert, seine denkfiguren der politischen und kulturellen hegemonie haben nichts an aktualität eingebüsst. das haben die teilnehmenden am diesjährigen CKM2 mit bernhard walpen auf einem kurzen rundgang durch zürich schritt für schritt sehen und erfassen können.

die wochenzeitung woz widmet gramsci in ihrer ausgabe 12-18 eine seite. der artikel von jens renner verliert sich erst langfädig in den alten und neuen querellen der linken über gramsci. nichts neues. dann moniert er den veralteten sprachgebrauch, um schliesslich gegen ende des artikels hin zwar festzustellen "Auch die neuste Geschichte - die ja noch andauert - lässt sich mit Gramsci besser verste­hen" - ohne aber diese feststellung und die paar beispiele substanziell mit gramsci zu begründen. besser gelungen ist da die von stefan howald beigesteuerte zusatzinfo, welche kurz in gramscis begriff der 'hegemonie' einführt. 

Warum Marx recht hat


telepolis hat dieses interessante buch von terry eagleton in "Sachbücher des Monats: Mai 2012" vorgestellt (rezension #8). eagleton versucht in diesem buch, 10 veralgemeinerte 'argumente', die immer wieder gegen 'den marxismus' vorgebracht werden, zu widerlegen.

hier der pressetext des verlags: 
Mitten in der schwersten Krise des Kapitalismus bricht der katholische Marxist Terry Eagleton eine Lanze für Karl Marx. Streitbar, originell und mit britischem Humor widerlegt er zentrale Argumente gegen den Marxismus, wie z.B. "Wir leben doch längst in einer klassenlosen Gesellschaft", "Der Marxismus erfordert einen despotischen Staat" oder "Der Marxismus ignoriert die selbstsüchtige Natur des Menschen". Eagleton macht klar: Marx’ materialistische Philosophie hat ihren Ursprung im Streben nach Freiheit, Bürgerrechten und Wohlstand. Sie zielt auf eine demokratische Ordnung und nicht auf deren Abschaffung.
und hier erlaubt amazon einen blick in's buch.